Das Zählen gehört zu den informellen Vorgehensweisen beim Lösen von Additions- und Subtraktionsaufgaben. Hierbei wird die Operation des Hinzufügens (Addition) und Wegnehmens oder Ergänzens (Subtraktion) in Zählschritten, meistens Einerschritten, vorgenommen. Das vollständige Auszählen kann als Reinform des zählenden Rechnens gesehen werden und wird hauptsächlich beim Lösen von Aufgaben mit Material (wie z. B. Kastanien oder Plättchen) und Fingern herangezogen. Die zwei vorgegebenen Summanden werden dabei vollständig (beginnend bei eins) ausgezählt. Sofern die Summanden zunächst separat abgezählt wurden, wird daraufhin das daraus resultierende Ergebnis nochmals (beginnend bei eins) abgezählt. Varianten des zählenden Rechnens sind das Weiterzählen vom ersten Summanden, das Weiterzählen vom größeren Summanden und das Weiterzählen vom größeren Summanden aus in größeren Schritten, wie z. B. in Zweierschritten (vgl. Padberg & Benz 2011, 88f.).
Verfestigt sich das Zählen bei Kindern - was bedeutet, dass diese im Laufe des Anfangsunterrichts nicht zum Rechnen übergehen - können mit dieser Vorgehensweise folgende Probleme einhergehen:
1) Die Strategie ist aufgrund der vielen Zählschritte recht unübersichtlich, fehleranfällig und zudem - insbesondere bei größeren Zahlen - recht aufwändig.
2) Die stereotype Anwendung der Zähltechnik überlagert möglichen Rückgriff auf bereits auswendig gelernte Zahlensätze.
3) Das Repertoire auswendig gelernter Zahlensätze steigt nur sehr langsam oder gar nicht, denn durch das konsequente Zählen müssen die Zahlensätze des kleinen 1+1 nicht auswendig gelernt werden.
4) Die Zusammenhänge zwischen Zahlensätzen werden schwer entdeckt und kaum genutzt.
5) Das Erlernen von Rechenstrategien wird erschwert. Oftmals werden keine Verbindungen zwischen Aufgabe und Ergebnis hergestellt (vgl. Padberg & Benz 2011, 91f.).