Zu einem angemessenen Umgang mit den Leistungen der Kinder gehört natürlich auch, dass man sich als Lehrkraft über die eigenen Beurteilungskriterien bewusst ist. Dabei greifen Kriterien, die lediglich etwas über die Rechengenauigkeit aussagen, eindeutig zu kurz.

Natürlich sind auch richtige Ergebnisse nach wie vor ein Kriterium bei der Leistungsbeurteilung in Mathematik - aber eben nur ein Kriterium von vielen. Der Umgang mit einem mathematischen Problem, die Kreativität des Lösungswegs und die verständliche Darstellung des eigenen Vorgehens sind weitere wichtige Kriterien.

Diese Kriterien sollten dabei auch den Kindern (in altersangemessener Form) transparent darlegt werden, damit sie wissen, welche Leistungen überhaupt von ihnen erwartet werden.

Mögliche Aufgabenunspezifische Beurteilungskriterien könnten z.B. folgende sein:

  • Inwieweit ist die Aufgabenstellung richtig verstanden worden?
  • Kann der Lösungsweg zu einer korrekten bzw. einer nachvollziehbaren Antwort führen?
  • Werden Kenntnisse und Fertigkeiten fehlerfrei eingesetzt?
  • Wird ein korrektes Resultat erzielt?
  • Werden der Lösungsweg bzw. das Resultat (durch Erläuterungen, Zeichnungen, ...) adressatenbezogen dargestellt?

(vgl. Sundermann & Selter 2006, S. 110)

Es liegt auf der Hand, dass nicht jede Aufgabe alle oben genannten aufgabenunspezifischen Beurteilungskriterien gleichermaßen abdeckt. Die Gewichtung der einzelnen Kriterien ist in jedem Fall abhängig von der jeweiligen Aufgabe.

Zudem ist es sinnvoll, bei einigen Aufgaben keine aufgabenunspezifischen, sondern aufgabenspezifische Beurteilungskriterien heranzuziehen. Diese müssen dann - wie es der Name schon sagt - ganz spezifisch für eine bestimmte Aufgabe, d.h. abhängig davon, worauf bei der Aufgabe der Schwerpunkt liegt, formuliert werden.

Im folgenden Beispiel - eine Aufgabe zu den Zahlenmauern mit dem Schwerpunkt „Entdecken, Beschreiben, Begründen" - ergeben sich so z.B. eine Reihe an aufgabenspezifischen Kriterien, nach denen diese Aufgabe beurteilt werden könnte:

  • Wird das Muster erkannt und korrekt fortgesetzt?
  • Werden korrekte Resultate erzielt?
  • Wie viele Entdeckungen werden beschrieben?
  • Werden die Entdeckungen korrekt beschrieben?
  • Werden die Entdeckungen (durch Erläuterungen, Zeichnungen, ...) verständlich dargestellt?
  • Inwieweit werden Fachsprache/im Unterricht festgelegte Begriffe zur Beschreibung der Entdeckungen genutzt?
  • Inwieweit wird bei der Begründung auf den Zusammenhang zwischen der Veränderung des unteren Grundsteins und der Veränderung von Mittelsteinen und Zielstein eingegangen?

Alle Kriterien sind selbstverständlich abhängig davon, was auch im Unterricht thematisiert wurde. D.h. wurden im Unterricht keine Begriffe wie Basissteine, Mittelsteine und Zielstein eingeführt oder wurde nicht thematisiert, wie man Entdeckungen verständlich beschreiben kann, so können diese Aspekte auch nicht zur Bewertung herangezogen werden.

Auf der Seite prozessbezogene Kompetenzen feststellen finden Sie einige Schülerdokumente zu der Aufgabe sowie weitere Informationen zu diesem Thema.