Abgesehen von sprachlichen Schwierigkeiten beinhaltet Merves schriftliche Erklärung an Anna wesentliche Aspekte zur Erläuterung falscher Würfelnetze. Sie identifiziert im ersten Aufgabenteil alle vier falschen Netzformen, erläutert in ihrer Erklärung jedoch nur ihre Einschätzung zur Reihe . Vermutlich hat Merve erkannt, dass ein Netz nur dann ein Würfelnetz ist, wenn es sich zu einem Würfel falten lässt. Zudem berücksichtigt sie in ihrer Erklärung die Anordnung der Netzflächen und sieht diese als Ursache für den nicht praktizierbaren Faltprozess respektive das nicht komplette Endprodukt Würfel an.
Die anderen drei falschen Netzformen werden in ihrer schriftlichen Erklärung nicht berücksichtigt. Inwiefern Merve die 4er-Struktur verinnerlicht hat, kann anhand dieses Dokumentes nicht eingeschätzt werden.
Sie erwähnt zweimal die gerade Anordnung der Netzflächen. Dies könnte als Hinweis darauf gedeutet werden, dass sie möglicherweise erkannt hat, dass eine gerade Anordnung nicht funktioniert, da die seitlichen Positionen nicht besetzt sind. Allerdings findet sich für diese Vermutung keine ausreichende Bestätigung im schriftlichen Dokument.
Daher bietet es sich an, wesentliche Aspekte der Aufgabe im Rahmen einer Kindersprechstunde zu thematisieren, in der Merve beispielsweise einzelne Netzformen noch einmal vorgelegt werden. Die Lehrperson kann Merve bei der Bearbeitung der Aufgabe beobachten und sie bei Bedarf unterstützend begleiten.
Das hat den Vorteil, dass Gespräche über Lösungswege entstehen sowie Impulse gegeben werden können, wenn Merve die Aufgabe nicht auf Anhieb bearbeiten kann. Des Weiteren kann die Lehrperson gezielte Rückfragen stellen. So kann sie beispielsweise nach den anderen drei Netzen fragen oder Merve dazu auffordern, eine weitere Begründung mündlich oder schriftlich zu formulieren.
Die mündliche Gesprächssituation bietet die Vorteile, dass Merve ihre Lösungen mündlich begründen kann und dabei nicht darauf angewiesen ist, Begründungen schriftlich formulieren zu können. Sprachliche Schwierigkeiten können in dieser Gesprächssituation entkräftet werden, da Merve nonverbale Darstellungsmittel zur Hilfe nehmen kann, die ihr dabei helfen, ihre mentalen Vorstellungen auszudrücken. So kann sie beispielsweise ihre Hände zur Hilfe nehmen oder aber Erklärungen am Modell veranschaulichen.
Im Rahmen der Kindersprechstunde kann sich dann zeigen, ob Merve tatsächlich nur eine Begründung für einzelne Netzformen finden kann oder ob sie möglicherweise auch dazu in der Lage ist, andere falsche Netzformen korrekt zu beurteilen, ihre Einschätzung zu begründen und gegebenenfalls Verbesserungsvorschläge zu formulieren.
Auf dieser Grundlage kann die Lehrperson Merves Lernstand noch differenzierter erheben und im Anschluss an die Kindersprechstunde Hinweise zur Weiterarbeit und zur Anregung weiterer Lernfortschritte geben.